2010: Fortsetzung
Egal in welche Waldgegenden man kommt: Nirgendwo werden Bäume so exzessiv und häßlich vollgesprüht wie bei uns!
Respektlos wie hier mit unserer schönen, schützenswerten Natur umgegangen wird! Der Wald hat nämlich nicht nur eine reine Forstwirtschaftsfunktion zum Holzmachen oder für die Jagd, sondern der Wald soll auch noch der Erholung von Bürgern dienen. Das zu ermöglichen liegt auch im Aufgabenbereich des Forstamtes, auch wenn Holzverkauf und Jagd die Haupteinnahmequelle des Hessen-Forst sind.
Bei uns ist es gerade so, als wenn man erholungssuchende Bürger aus dem Wald so effektiv wie möglich vergraulen möchte. Indem man den Wald möglichst unattraktiv für Erholungssuchende “gestaltet”.
Und das schon seit vielen Jahren.
Zum einen wurden letztes Jahr unzählige neue Schotterstraßen im Wald hinter der A67 angelegt, die wirklich erfolgreich die allerletzten, hartnäckigen Naturfreunde vom Wandern dort abhalten.
Desweiteren wurden zu Forstrat Velbeckers Zeiten mal völlig willkürlich 90% aller Waldwege für erholungssuchende Reiter gesperrt, indem man mittels wahrem Schilderwald “clevererweise” jeden Weg einzeln mit Reitverbotsschildern versah. Den größten Teil davon übrigens im fast völlig menschenleeren Staatswald “Wildbahn”. Dass dieser Wald-Rausschmiß der Reiter also aus Ecke der Jägerlobby kam, versuchte man zwar mit fadenscheinigen Argumenten zu vertuschen, war aber ganz offensichtlich. Nun, diese unzumutbare Lage hat sich da gottseidank wieder etwas mit neuer Forstamtsleitung normalisiert.
Dennoch wird der “Erholungsfunktion” unseres Waldes nicht genügend Rechnung getragen. Absolute Priorität hat wohl die Gewinnmaximierung des Hessen-Forstes.
Und für diejenigen, die sich von Schotter und gesperrten Wegen immer noch nicht von einem Waldbesuch abschrecken lassen, sprüht man alle Bäume mit riesigen Zahlen und Zeichen voll.
Nun, im 1. “Graffiti”-Teil berichtete ich vor ca. einem Jahr wozu die häßlichen Zeichen und Zahlen überall auf den Bäumen hauptsächlich dienen und warum der gesamte Wald vom Hessen- Forst so verschandelt wird. Und zwar ohne jegliche Rücksicht auf die Erholungssuchenden, die ganz sicher keine übergroßen Baumschmierereien im Wald sehen wollen, wenn sie dort spazierengehen, radfahren oder sonstige Erholung in der Natur suchen. Egal ob FFH- oder “Wirtschaftswald”, riesige Sprühzeichen und -zahlen überall! Eine Schande!
Warum wurde/wird der Wald so verschandelt? Erkenntnis vom letzten Jahr:
1.) Damit Jäger ihre unzähligen Hochsitze wiederfinden
2.) Für Forstbewirtschaftung auch “unter schlechten Lichtbedingungen” (nachts?)
Denn, meine diesbezügliche letztjährige Anfrage ans Forstamt wurde ja freundlicherweise so beantwortet:
Zitatanfang:“die von Ihnen gesehenen und kritisierten Markierungen sind überwiegend Teil der forst- und jagdbetrieblichen Aufgabenerfüllung sowie der dauerhaften Kennzeichnung naturschutzfachlich zu erhaltender Bäume.
Zur Sicherheit der Mitarbeiter und zur Verständigung über den Arbeitsauftrag sind eindeutige und gut erkennbare Markierungen eine Notwendigkeit. Ein Forstwirt oder ein forstlicher Unternehmer muss, um auch bei nicht optimalen Lichtbedingungen seinen Arbeitsauftrag ohne Gefährdungen seiner Kollegen oder Mitarbeiter zu erfüllen, sich gut orientieren können. Eine, wie von Ihnen gewünscht, optisch weniger auffällige Markierung reduziert die Sicherheit der im Wald Tätigen und verhindert eine fachmännische Aufgabenwahrnehmung. Zitatende
Ähm, ja. Das macht erst mal sprachlos...
Warum nun riesige “Revier”-Zahlen statt der alten Schilder?
Warum man aber nun zur Sicherheit und Verständigung der Forstmitarbeiter mittlerweile 5fach so große Revierzahlen auf die Bäume sprühen muß, statt weiterhin die Bäume mit den früheren Schildern zu versehen, das kann man wirklich nicht mehr nachvollziehen. Auch nicht beim allergrößten Verständnis für forstwirtschaftliche Belange.
Letztes Jahr erzählte mir nämlich ein aufmerksamer Hüttenfelder Waldläufer, dass er Unmengen gesammelter Revierschilder an der abgerissenen Hütte in unserem FFH-Wald nahe Hüttenfeld fand. Das war die kleine Holzhütte, die links von der Waldlichtung (siehe ganz unten) stand.
Graffiti im Wald 2.Teil: Vergraulung von Erholungssuchenden?
...oder wozu soll die viele Sprühfarbe gut sein?
Ursprünglicher Verwendungszweck der Schilder, |
Jede Menge Schilder weggeworfen. Warum?? |
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Da lagen all nun die schönen Schilder. Von der “umweltfreundlichen” Dachpappe, die leider oft auch andernorts im Wald an kaputten Hochsitzen herumliegt, gar nicht zu reden...
Verständnisfrage ans Forstamt:
Warum werden nun noch zusätzlich Bäume mit zigfach größeren Zahlen vollgesprüht, statt einfach solche Schilder wieder anzubringen?
Frage (nicht nur) an Erholungssuchende,
siehe Bild rechts (Juni 2009):
Wie hätten Sie’s denn gern?
Graffiti wie oben?
Oder Schilder wie bisher?
Doppelt hält besser?
Was hat den Herrn Revierförster nur geritten, zu dem intakten, klassischen, dauerhaft gravierten und eloxiertem Aluschildchen noch so ein scheußliches Graffiti zu sprühen? Selbst die billigen Reitverbotsschilder sind in ihrer optischen Erscheinung erträglicher als das Graffiti. Und deutlich haltbarer als die Revierschilder.
Eigenartiger Weise scheut man hier nicht den evtl. höheren Aufwand bei der Befestigung und auch nicht die immer wieder erneute Befestigung, wenn sie mal am Boden liegen. Wer braucht die unzähligen, überflüssigen Reitverbotsschilder überhaupt? Jäger?
Die (Steuer)Gelder wären für neue Revierschilder sicher sinnvoller ausgegeben als Graffiti im Erholungswald zu sprayen!
Das Rhein-Neckar Fernsehen befragte damals nach diesen willkürlich verhängten Reitverboten Erholungssuchende im Wald, ob sie sich durch Reiter im Wald gestört fühlen. Sämtliche im Wald befragten Erholungssuchenden verneinten das! Trotzdem sperrte das Forstamt Lampertheim damals willkürlich mittels hunderter solcher Schilder über 90% aller Waldwege für erholungssuchende Reiter...
Foto R. Klose