Schotterstraßen im Wald...ein Beitrag zur Naturzerstörung!

Auch hier gilt der weise indianische Spruch “We will be known forever by the tracks we leave.”

Es ist einfach erschreckend wie sehr die Schotterwege bzw.Schotterstraßen im Waldbereich hinter der A67 Wildbahn u. Viernheimer Heide in kürzester Zeit zugenommen haben. Wenn das so weiter geht kann man Naturwege bald suchen!
Unser Forstamt bezeichnete das nun kürzlich als “Verbesserung des Wegezustandes” und hat da sicherlich nur aus rein forstwirtschaftlicher Perspektive argumentiert. Denn wer sich in der Natur erholen möchte, will dort mit Sicherheit nicht auf überbreiten, kilometerlang geradeaus führenden Schotterpisten wandeln.
Natürlich bevorzugt das Forstamt beim Waldwegebau möglichst breite, feste und geradeaus führende Straßen, die mit den Forst- und Holztransportfahrzeugen aus “wirtschaftlichen” Gründen möglichst schnell befahren werden können (Zeit ist Geld).
Warum aber werden die berechtigten Interessen von Erholungssuchenden bei solchen Wegegestaltungen nicht berücksichtigt?
Letztendlich können sie solche Schotterautobahnen per Steuergelder auch noch mitfinanzieren, oder nicht?

Also Schotterwege hinterlassen wirklich häßliche Spuren in der Natur, denn unnatürlicher geht die Wegegestaltung im Wald nun wirklich nicht mehr. In unserer Gegend sind sie zudem vollkommen überflüssig, denn wir haben bereits für alle Nutzungsarten ideale Bodenbedingungen, da unser feste Sandboden auch bei viel Nässe immer gut begeh-bzw. befahrbar ist.
Warum wird unser schöner Wald mit immer mehr 4-5m breiten Schotterstraßen zugepflastert?

Darüber hat sich auch schon ein Naturfreund zu Pferd im Taunus vor 2 Jahren seine Gedanken gemacht. Seine interessanten Ausführungen sind hier nachzulesen: http://www.taunusreiter.de/IV_WerStecktDahinter.html

Bisher blieb unsere Gegend noch von übermäßig vielen, monotonen und häßlichen Schotterpisten einigermaßen verschont, aber das will man wohl nun in Rekordzeit nachholen.
Es wird nämlich geschottert was das Zeug hält.

Juni 2008 Viernheimer Wald, Schotterpisten 046

Welche Waldwege bevorzugen Erholungssuchende und Naturfreunde?
... wohl doch eher solche Naturwege, von denen es noch einige bei uns gibt und die auch von Fahrzeugen aller Art problemlos befahren werden können ...

...als solche Schotterpisten, die hauptsächlich dem Holztransport dienen und die Natur verschandeln ...

Juni 2008 Viernheimer Wald, Schotterpisten 045

Juni 2008 Viernheimer Wald, Schotterpisten 047

Juni 2008 Viernheimer Wald, Schotterpisten 048

Juni 2008 Viernheimer Wald, Schotterpisten 009

Juni 2008 Viernheimer Wald, Schotterpisten 018

...Letztes Bild ganz rechts zeigt übrigens einen ausgewiesenen “empfohlenen Reitweg“, gekennzeichnet mit schwarzem Hufeisen auf weißem Grund... Ähm, wer sein Pferd liebt, wird ihn meiden...

Warum wehrt sich der erholungssuchende Bürger nicht gegen solch eine Zerstörung der Natur, also seiner Umwelt? Kann er das überhaupt?
Jeder müßte doch Interesse daran haben, dass die Natur möglichst intakt und natürlich wie möglich erhalten bleibt! Warum läßt man also die “Schotterer” gewähren?
Zudem sind Schotterwege nicht gerade billig. 40.000 Euro/ km wie ich mal las (inkl. Wegesetzengraben). Außerdem sind die Instandhaltungskosten von Schotterstraßen sehr hoch, insbesondere durch regelmäßiges Neubeschotten.
Warum also der Schotterwahnsinn? Nun, in erster Linie dient er wohl der Forstwirtschaft.

Die Art der Wege und ihre naturnahe Gestaltung ist für alle Erholungssuchende eines Waldgebietes enorm wichtig, egal ob Wanderer, Spaziergänger, Reiter oder Radfahrer.
Und die Interessen von Erholungssuchenden sollten auch ausreichend im Wald berücksichtigt werden!
Es gibt bereits Forschungen von Unis darüber, wie sich verschiedene Gruppen von Erholungssuchenden die Natur wünschen und welche Bedürfnisse sie in dieser haben, also wie sie sich z.B. optimale Waldwege vorstellen.
Diese Studien belegen, dass z.B. bei gemeinsamer Nutzung der Wege von Wegen durch Erholungssuchende und Forstwirtschaft darauf geachtet werden sollte, dass lange, gerade Streckenabschnitte vermieden werden und diese durch Kurven aufgelockert werden sollten. Kurven? Die kann man in unserem Wald eher suchen...
Eine dieser Forschungsberichte, die ich zu dem Thema las, hieß z.B. “Konfliktanalysen als Grundlage für die Entwicklung von umweltgerechten Managementstrategien in Erholungsgebieten”. Nach dieser Studie weiß man (also auch Forstamt) woran es hakt. Werden solche Forschungsberichte einfach ignoriert oder warum setzt man sie nicht um?
In folgendem Punkt waren sich nämlich alle Nutzergruppen des Waldes einig:
Naturnah gestaltete Wege bedeuten eine Verbesserung der Attraktivität und Schönheit eines Erholungsraumes!
Eine Umfrage bei Wanderern, Radfahrern, Mountainbikern und Reitern ergab, dass für sie abwechslungsreiche Wege und der richtige Wegebelag bzw. naturbelassene Wege die wichtigste Kriterien sind.  Das steht im krassen Gegensatz zu der Tatsache, dass gemäß BRÄMER nur ca. 15% der ausgewiesenen Wanderwege in Deutschland naturbelassen, aber fast 2/3 asphaltiert und geschottert sind.

Wer kümmert sich nun um eine Verbesserung bzw. darum, dass nicht noch mehr Waldwege bei uns versiegelt und verschottert werden?

Kommunen und Wandervereinen fehlt Personal, und das vorhandene Personal kann diese gesellschaftlichen und touristischen Ansprüche offensichtlich nicht umsetzen, sonst würde ja nicht immer noch mehr versiegelt und zugeschottert werden.
Da sie da also wohl mit dieser wichtigen Aufgabe überfordert sind,
wäre es mehr als wünschenswert, wenn die Forstverwaltung die Bereitstellung der Erholungs-Infrastruktur als ihre Aufgabe betrachten würde.
Bis heute tut sie das aber leider kaum, da sie mehr Interesse daran haben, große und breite Forststraßen zu bauen, die dem Holztransport dienen sollen. Ihr Hauptkriterium im Wald und der Natur liegt leider eindeutig auf “Wirtschaftlichkeit” und nicht auf “ansprechendem, natürlichen Landschaftsbild”.
Also werden die Bedürfnisse von Erholungssuchenden weitgehend ignoriert. Sie suchen zwar die Natur, müssen sich aber auf Waldstraßen bewegen, die dem Holztransport dienen.

Übrigens, das Umweltbundesamt und Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung schätzt, dass bereits ca. 12,5% der Bodenfläche in Deutschland versiegelt ist. Täglich werden weitere 113ha in Deutschland versiegelt. 70% der Biotope sind bereits gefährdet.
Und wie ich gerade gestern im Radio hörte, sollen die Mauteinnahmen zum “weitere Ausbau der Straßen” verwendet werden.
Umso wichtiger ist es, dass zumindest in unseren Naherholungsgebieten die Natur erhalten bleibt, die noch naturnah ist  und  zumindest unser Wald von weiterem Straßenbau verschont bleibt!
Bleibt der Appell an unser Forstamt, sich auch darum zu kümmern. Denn wenn nicht das Forstamt, wer sonst?

Folgende Bilder zeigen die Eigenbrodt-Schneise, ein ausgewiesener und empfohlener Reitweg des Forstamtes. Dieser bisher wunderschöne, reine Naturweg führt hinter der A67 in Richtung Viernheim in die Viernheimer Heide.
Leider wurde er nun so letzten Monat 5m breit abgeschoben und es sieht so aus, als wenn dort auch noch geschottert werden könnte. Diese Frage stellte ich dem Forstamt. Leider hat das Forstamt auf meine wohl berechtigt besorgte Frage noch keine Antwort gegeben.
Vielleicht wird man auch dort einfach mal überrascht auf eine erneute Schotterstraße treffen. Denn mit der Informationspolitik von Behörden gegenüber betroffenen, erholungssuchenden Bürgern ist es leider nicht so weit her.
Da werden erst mal Fakten geschaffen, damit die Betroffenen nichts mehr dagegen unternehmen können.

Naturnah gestaltete Wege bedeuten eine Verbesserung der Attraktivität und Schönheit eines Erholungsraumes!

Mai 2008 Ausritt 1 Viernheimer Wald 010

Mai 2008 Ausritt 1 Viernheimer Wald 055

Juni 2008 Viernheimer Wald, Schotterpisten 055

Juni 2008 Viernheimer Wald, Schotterpisten 103

Mai 2008 Ausritt 3 Hütt-Neuschloss-Viernheimer Heide 100

Vorher: ein herrlich einladender Naturweg

An Pfingsten: ca. 5m breit abgeschoben ...

Mai 2008 Eigenbrodschn. Ausritt 3 Hütt-Neuschloss-Viernheimer Heide 101

Mai 2008 Eigenbrodschn. Ausritt 3 Hütt-Neuschloss-Viernheimer Heide 099

Mittlerweile hat auch freundlicherweise unser Forstamt zum Thema Schotterwege geantwortet:

Das im Jahr 2007 begonnene Wegebauprogramm der US-Army ist beendet. Die fachliche Umsetzung der Wegeinstandsetzung erfolgte forstüblich mit natürlichen Materialien, einer Rundprofilierung zur Wasserableitung und einer feinkörnigen Verschleißschicht, die die Nutzung als Fuß-, Rad- und, wo örtlich zulässig, als Reitweg erlaubt. Die Eigenbrodschneise erhält keine Schotterung.
Die Erholungsfunktion des Waldes ist für die Bewirtschaftung von großer Bedeutung. In die Waldpflege, Waldverjüngung und die Sicherheit der Waldbesucher investiert Hessen-Forst in den durch Grundwasserabsenkung, Maikäfer- und Mistelbefall beeinträchtigten Wald zwischen Viernheim und Lampertheim erhebliche Summen und finanzieren diese Maßnahmen durch die aus der Waldbewirtschaftung erzielten Einnahmen. Walderhaltung und Waldpflege sind ohne eine sinnvolle Erschließung des Waldes nicht möglich. Sie wird zwischen dem Forstamt und der US-Army abgestimmt und steht auch der erholungssuchenden Bevölkerung zur Verfügung.”

Ja, leider sind die Schotterstraßen “forstüblich” geworden. Das ist es ja gerade!
...und würde nicht so viel im Wald erwirtschaftet werden, könnten vielleicht auch nicht so viele Schotterstraßen im Wald gebaut werden.
So ca. 100.000t Schotter sollen bei uns nun verbaut worden sein. “Sinnvolle Erschließung?”
Wie romantisch die Wegegestaltung in unserem Forst nun aussieht, kann sich da sicher jeder gut vorstellen. Es ist ein Aptraum für jeden Naturfreund, der den Wald noch so in Erinnerung hat wie er früher war.
Es ist einfach schrecklich wie so gedankenlos unsere Natur und unser Erholungsraum vernichtet wird.

www.Natur-um-Huettenfeld.de
Banner_NaturumHuettenfeld Kopie
logo klein