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Es wird gefällt was gefällt!

Das Dilemma mit der hiesigen Forstwirtschaft:
Willkürliche Holzeinschläge und andere Schäden durch die moderne Turbo-Forstwirtschaft. Egal ob im Wirtschaftswald oder besonderen Schutzgebieten. Gewinnmaximierung statt Naturerhalt?
Früher wurde dieser Trockenwald nur wenig forstlich genutzt, heute aber intensiv!

Siehe auch hierzu die vorangegangenen Artikel  “Wald nicht nur Holzfabrik” und “Kahlschlag im FFH-Wald”.

20.1.2012:
Buchen sollst du suchen... aber auch Eichen müssen weichen...”
Wenn Hessen-Forst Lampertheim hier zukünftig weiter so wirtschaftet, dann werden wir hier bald suchen können. Es werden nämlich immer weniger Buchen.

Warum schreibe ich diesen Artikel?
Weil nichts so schlecht ist, dass es nicht irgendwo als Negativbeispiel verwendet werden könnte...

 Wilbrand-Eiche Mai 2008 Ausritt 1 Viernheimer Wald 023Noch haben wir bei uns viele Buchen und Eichen, aber wie lange noch?
In den letzten Jahren wurden hier viel zu viele alte Buchen und Eichen abgeholzt, vor allem Buchen! Denn der Holzmarkt boomt! Auf Kosten des Waldökosystems und der Artenvielfalt. Das wertvolle FFH-Gebiet “Reliktwald Lampertheim” hat sich diesbezüglich bereits schon verschlechtert.

April 09 Insekten & Wildblumen Hütt 007_302

Hirschkäfer Mai 2010 FFH-Gebiet 028

Rückegassen

März 2009 Rückegasse R.Klose  Und das FFH-Gebiet hat sich nicht nur ausschließlich wegen sinkendem Grundwasserspiegel verschlechtert, wie oft behauptet wird. Sondern vor allem auch aufgrund von forstlicher Übernutzung und “moderner” Forstwirtschaft mit Harvestern und unzähligen Rückegassen.
Diese vielen neuen Rückegassen zerschneiden den Wald noch zusätzlich, schädigen benachbarte Bäume und sorgen für zusätzlichen Lichteinfall, der die eigentlich unerwünschte Vergrasung noch mehr fördert.

 

Zu viel Holzwirtschaft sowie Fällen von Brutbäumen im Natura 2000 und FFH-Gebiet!

Immer mehr nicht biotopgerechte Bäume werden gepflanzt!

Dez 2011 LA Revier 304 Brutbaum P1010003_300a Kopie  Ursprünglich bestand dieser Reliktwald mit Urwaldcharakter hauptsächlich aus Buchen in allen Alterstufen, nebst einigen Eichen und versprengten Kiefern.
Was geschah in den letzten Jahren? Das Forstamt holzte hier viel mehr Buchen (beliebtes Brennholz) in den letzten Jahren ab als nachwachsen. Als neu angelegte Forstkulturen wurden aber kaum Buchen sondern vermehrt schnell wachsende Kiefern und nicht heimische Douglasien gepflanzt. Eichen wurden in Monokulturen auf wahren Forstäckern angepflanzt, deren ursprüngliche Bäume vorher per Kahlschlag entfernt wurden. Und das in einem eigentlich besonders zu schützenden Trockenwaldbiotyp mit hoher Biodervistät. Selbst gut zu erkennende Brutbäume von Vögeln und anderen Tieren wurden/werden für die Holzvermarktung einfach abgeholzt! Siehe Foto rechts. Dieser “Specht”- Brutbaum wurde nebst anderen Brutbäumen und anderen Buchen mitten im Vogelschutzgebiet Natura 2000 westlich A67 gefällt. Das ist gängige Forstpraxis hier, was sich wirklich ändern sollte.

Es gibt nicht mehr viele Reliktwälder mit Urwald-Flora und Fauna in Deutschland. Und die wenigen, die wir haben, sollten eigentlich geschützt und erhalten werden. Aber das kann man hier in Lampertheim/Viernheim nicht erkennen! Seit jahrzehntelangem Bestehen dieses Reliktwald-FFH-Gebietes wurde ja noch nicht mal eine Managementplanung gemäß Natura 2000 Richtlinie gemacht. Und so wird auch hier im Natura 2000 und FFH-Gebiet weiter abgeholzt was geht.

Fällen von Buchen in Kernfläche #1 (eigentlich jetzt tabu für forstliche Nutzung!)

VIDEO YouTube: Winter 2011 Buchen-Fällung in FFH-Gebiet, in Kernfläche #1

21.12.2011 FFH-Reliktwald Kernflächen-Fällung 024  Sogar Tabuflächen wie z.B. “Kernflächen” gemäß der neuen Naturschutzleitlinie Hessens sind hier nicht tabu für Holzeinschlag.
In solchen Kernflächen darf eigentlich gar keine forstliche Nutzung mehr erfolgen, da dort Urwald entstehen soll. Eigentlich.
Hessen-Forst Lampertheim sieht das wohl nicht so eng. Auch da wird noch fleißig (Buchen) Holz geschlagen.
Siehe links eine von etlichen kräftigen Buchen, die gefällt wurden, weil sie eine vor 5 Jahren künstlich angelegte Kieferkultur “störten”.

 21.12.2011 FFH-Reliktwald Kernflächen-Fällung 026  Im Sommer 2011 hatte das Forstamt diese kleine Kernfläche #1 im FFH-Reliktwald-Gebiet östlich der A67 ausgewiesen. Sollte also ab sofort nicht mehr forstlich genutzt werden und “Urwald werden”. Dort in der Nähe steht auch das imposante Naturschutzdenkmal “Wilbrandeiche” neben vielen anderen uralten Eichen und Buchen, auch neben der Kernfläche.
In diesem kleinen Revierabschnitt 121 wurde eigentlich schon in den letzten Jahren schon ziemlich massiv ausgelichtet und viel Holz herausgeholt.
Die Krönung dann: Im Dezember 2011 wurden dort dann trotz “Kernfläche” diverse Buchen mit ca. 50-60 cm Durchmesser gefällt. Da diese dort jetzt eine vor 5 Jahren künstlich angelegte Kiefernschonung störten. Eine Schande!

Karte Kernfläche#1

Auch potentielle Brutbäume von Rote Liste 1 Arten verschwanden so...

Nov 2011 FFH-Reliktwald LA Ost Holzrückegassen 014_300  Beinahe wäre auch schon wieder ein potentieller Brutbaum des besonders geschützten Veilchenblauen Wurzelhalsschnellkäfers mit gefällt worden. Dieser war schon zum Fällen markiert, siehe Foto links. Dank BUND Anschreiben ans Forstamt Lampertheim konnte dieser quasi in letzter Minute gerettet werden. Wurde dann mit Habitatbaum- Kennzeichen “umgesprüht”...
Alle anderen markierten Buchen wurden aber gnadenlos abgeholzt. Sicher nicht im Sinne des Natur- und Artenschutzes!
Erstaunlich ist dabei, dass eigentlich bei allen Hessen-Forst Sprayern bekannt sein müsste, dass diese Urwald-Rarität Limoniscus violaceus hier im Reliktwald vorkommt. Dieser Käfer ist auf Roter Liste 1, vom Aussterben bedroht, und in ganz Hessen dürften es derzeit nur noch 2 weitere Standorte als den hier bei Lampertheim geben!
Also zumindest auf Rote Liste 1 Arten müsste das Forstamt besondere Rücksicht nehmen. Zumindest diese hier bei uns gelisteten Arten sollten bekannt sein.

Deshalb sollte auch der Käfer-Artensteckbrief des Hessen-Forst samt Abbildung seiner Brutbäume bei allen Sprayern des hiesigen Forstamt bekannt sein. Leider wurden dennoch hier bereits viele solcher Bäume zum Fällen markiert und gefällt.
Es sind mittlerweile schon sehr viele dieser potentiellen Brutbäume hier im Reliktwald im Lauf der letzten Jahre  “verschwunden” (Beliebtes Buchen-Brennholz etc.), gibt nicht mehr viele...
Woran liegt es? An mangelnder Schulung aller Forstmitarbeiter?

Auszug aus der Hessen-Forst Broschüre “Artensteckbrief Veilchenblauer Wurzelhalsschnellkäfer”:
Gefährdungsfaktoren und -ursachen
Der Veilchenblaue Wurzelhalsschnellkäfer ist eine extrem seltene, hochspezialisierte Art. Der Käfer zählt in Deutschland zu den vom Aussterben bedrohten Arten (RL 1).
Die Gefährdung der Art nimmt einerseits mit der Entfernung alter, absterbender Bäume ständig zu (Waldhygiene, Wegesicherungspflicht, Umwandlung von natürlich gewachsenen Wäldern in Nadelholzplantagen etc.)....ist die Larve gegen Nässe von oben sehr empfindlich, so da sie im Stumpf eines gefällten oder umgebrochenen Baums kaum überleben dürfte.

7. Grundsätze für Erhaltung- und Entwicklungsmaßnahmen
Der Käfer wurde erstmals durch die FFH-Richtlinie (1992) unter Schutz gestellt.
Zur Erhaltung sind alle Gebiete, in denen der Käfer vorkommt, als Schutzgebiete auszuweisen. Im Schutzgebiet vorhandene alte Laubbäume mit Baumfußhöhlen sind zu erhalten, Sanierungsmaßnahmen und Fällungen müssen unterbleiben, auch aus Gründen der Wegesicherung! “

 

Trockenwälder wie der FFH-Reliktwald sind ganz besonders schützenswerte und sensible Biotope mit großem Artenreichtum!
  Wir haben hier keinen 08-15 Wirtschaftswald, wo Hessen-Forst eine 08-15 Waldbewirtschaftung mit Rückegassen und intensiven Holzeinschlägen durchführen sollte. 
Wir haben hier einen Reliktwald (siehe auch Dr. Noltes Seite hierzu www.lampertheimerwald.de ), der zu intensive forstliche Nutzung übel nimmt, d.h. dann sterben wird.
Der Reliktwald hat im Gegensatz zu reinen Wirtschaftswäldern eine lange ununterbrochene Waldtradition. Er hat seinen heutigen hohen Artenreichtum vor allem von hoch seltenen Totholzarten nur deshalb, weil er eben früher nicht so ausgiebig forstwirtschaftlich genutzt wurde. Es gibt nicht mehr viele alte Wälder wie diesen, in denen über 180 Jahre alte Buchen und über 200 Jahre alte Eichen zu finden sind.

Die Geister, die ich rief...
Als wenn die jetzige Plage mit Traubenkirschen und Robinien hier noch nicht genug ist, schleppt unser Lampertheimer Forstamt noch munter weiter nicht heimische Baumarten ein.
Deren Favorit ist derzeit wohl die Douglasie, die sogar direkt neben kleinen Jungbuchen oder an Binnendünen in Gruppen gepflanzt werden. Aber auch Bäume aus dem Mittelmeerraum wurden hier schon auf Forstäckern versuchsweise angepflanzt. Das hiesige Forstamt ist äußerst experimentierfreudig. Hierzu erfolgte im Dezember 2009 mitten im FFH-Gebiet “Reliktwald Lampertheim” erst mal ein Kahlschlag (Kahlschlag-Fotos siehe hier) dann wurde das nicht heimische Zeug mitten im Schutzgebiet angebaut.
Ein besonders zu schützendes Biotop muss also als Versuchskaninchen für das Forstamt herhalten...

Aber ein Ende der Fahnenstange ist leider noch nicht abzusehen.
In der Presse konnte man nun am 5.1.2012 nachlesen, dass das Lampertheimer Forstamt statt Erhalt des bisherigen Ökosystems “Reliktwald” einen weiteren Waldumbau mit anderen Kulturen anstrebt! Siehe hier der LZ Artikel samt Kommentar.

 

Warum sind solche “Waldumbauten” so gefährlich für ein Waldökosystem?

Sehr interessante Ausführungen hierzu sind hier auf der Homepage von Helmut Klein nachzulesen: http://waldklein.de/w-bau/Exotenanbau_kurz.htm

Es gibt ca. 50 heimische Baumarten in Deutschland, die nach langen Zeiträumen der Evolution funktionierende  Ökosysteme gebildet haben. Diese haben Abhängigkeitsverhältnisse entwickelt, die verhinderten, dass eine Art überhand nimmt.  Sowie eine neue, fremde Art eingebracht wird, kann das schwerwiegende Folgen für Flora und Fauna haben!  Folgen, die das Forstamt jetzt noch gar nicht absehen kann.
Bestes Beispiel dafür sind die früher forstlich eingebrachten Robinien und Traubenkirschen, die sich massig ausbreiteten und heimische Arten verdrängten. Mit Robinien hat man nun nach 2 Generationen schon schwerwiegende "hausgemachte" Probleme im Wald und mit Traubenkirschen bereits nach 1 Generation. Douglasien werden 800 Jahre alt und 3 x so hoch wie Buchen und Eichen. Diese sind erst 0,2 Generationen bei uns im Wald... Jan 2012 Nadelgehölzpflanzung FFH

Und nun wird mit Douglasien, Mittelmeereichen etc. fleißig weiter experimentiert, in einem eigentlich besonders zu schützenden Biotop!
Douglasien wachsen 2 x so schnell wie Buchen und 3 x so schnell wie Eichen und sind deshalb natürlich forstwirtschaftlich besonders interessant. Dank Holzboom sollen sie ja möglichst bald Gewinn bringen. Aber, ausreichend Erfahrung mit ihrer Ausbreitung und Auswirkung auf heimische Arten hat man noch nicht gesammelt. Die eigentlichen Probleme kommen nämlich dann erst in der 2. Baumgeneration, wenn z.B. eine Naturverjüngung stattgefunden hat.
Fachleute sehen die Einbringung der nicht heimischen Douglasie vor allem auf trockenen, sandigen Standorten wie bei  uns als äußerst kritisch an.

Rechts und unten Fotos aus dem FFH-Reliktwald östlich A67, wo jetzt diverse neu angepflanzte nicht biotopgerechte Bäume diverse Jungbuchen bedrängen, die dort durch natürliche Verjüngung aufkamen.

FFH-Wald östlich A67 105

 

Warum macht unser Forstamt also so fragwürdige Experimente mit dem Reliktwald?

Opportunitätskosten Waldbaufibel S.14  Es ist wohl allein ein wirtschaftlicher Grund warum das Forstamt Lampertheim einen Waldumbau mit Douglasien und all dem anderen Zeug hier will.

Werfen wir mal einen Blick in die Hessische Waldbaufibel”, die ja verbindlich für die Bewirtschaftung von Staatswäldern ist.

Zum Beispiel hier auf S. 13 (siehe rechts) wird folgendes Rechenexempel dargestellt.
Da wird erklärt wie das Forstamt vor allem kostenbewusst waldbauliche Entscheidungen treffen soll.

 

Nun, wohl aufgrund solcher “kostenbewussten” waldbaulichen Entscheidungen finden wir hier heute schon viel zu viele Baumarten hier im FFH- “Reliktwald Lampertheim” und angrenzendem Wald, die dort eigentlich überhaupt nichts zu suchen haben:
Roteichen, die sich prächtig verjüngen...
...Douglasien, Fichten, Edeltannen, Lärchen...
...viel zu viele neu gepflanzte Kiefernwälder,
...sogar bereits Mittelmeerbäume etc.

 

“Geld regiert die Welt...”

...es gilt hier aber ein Naturerbe zu bewahren, für die nächsten Generationen!

Karte FFH Reliktwald LA

 

Kontakt: admin(ät)natur-um-huettenfeld.de

www.Natur-um-Huettenfeld.de